Entscheidungsfindung bei Bauprojekten
Von YourProject, 03. April 2018
Von YourProject, 03. April 2018
Eine fundierte Entscheidungsfindung ist eine der zentralen Säulen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Projektabschluss. Bis ein Bauvorhaben fertiggestellt ist, treffen wir zigtausende Entscheidungen. Das fängt beim Entschluss an, das Projekt zu realisieren und hört bei schneinbaren Kleinigkeiten wie Türgriff oder Amatur auf.
Ein Großteil dieser Entscheidungen treffen wir schnell und unbewusst. Dabei handelt es sich meist um einfache Entscheidungen, bei denen die eine Option offensichtlich besser ist als die andere. Schwierig wird es hingegen immer dann, wenn wir nicht eindeutig identifizieren können, welche Option langfristig den größten Nutzen mit sich bringt.
Entscheidungsträger fühlen sich gerade in diesen Situationen häufig überfordert, haben Angst falsche Entscheidungen zu treffen und neigen in Folge dessen dazu, diesen auszuweichen oder die Verantwortung an Andere abzugeben. Wir wollen Ihnen nachfolgend aufzeigen, worauf es bei der Entscheidungsfindung ankommt, wie Sie auch schwierige Entscheidungen meistern und wie Sie Entscheidungen strukturiert angehen.
Seit einigen Jahrzehnten gehen Verhaltensforscher und Psychologen davon aus, dass Menschen in zwei Systemen denken, die nicht nur bei der Verarbeitung von Informationen, sondern auch bei dem Treffen von Entscheidungen eine zentrale Rolle spielen. Das erste System repräsentiert die Intuition: Es reagiert schnell und nutzt unbewusst geltende Regeln, Gefühle und Erfahrungen. System zwei ist das klassische Nachdenken: langsam, dafür systematisch und logisch. Geprägt hat diese Terminologie Daniel Kahneman in seinem Buch „Schnelles denken, langsames Denken“.
Jedes System hat seine Vor- und Nachteile und eignet sich in bestimmten Situationen besser als das andere. So ermöglicht es uns das erste System beispielsweise, Entscheidung schnell und mit geringen Aufwand zu treffen. Mit zunehmender Schwierigkeit, gewinnt jedoch System zwei an Bedeutung. Das Zurückgreifen auf Erfahrungen und Gefühle kann in derartigen Situationen schnell in die Irre führen und Fehlentscheidungen hervorrufen. Die besten Entscheidungen treffen wir erfahrungsgemäß dann, wenn wir sowohl auf Bauch und Kopf vertrauen und keines der Beiden vernachlässigen.
Jeder von uns hat bereits gute und schlechte Entscheidungen getroffen. Doch woran liegt das? Es gibt einige Dinge, die Sie beim Treffen von Entscheidungen unbedingt beachten sollen. Eine Reihe von systematischen kognitiven Verzerrungen (Biases) hindern uns daran, richtig zu Handeln und rationale Entscheidungen zu treffen. Die wichtigsten haben wir hier kurz zusammengefasst.
Jeder von uns kennt diese Situation: Sie haben eine wichtige Entscheidung zu treffen, haben sich jedoch eigentlich bereits festgelegt und wollen nur nochmal eine Bestätigung. Dabei laufen wir Gefahr, den sogenannten Bestätigungsfehler zu begehen. Dieser Denkfehler, der auf Peter Watson zurückzuführen ist, besagt, dass wir in der Regel nur nach solchen Informationen suchen, die unsere Meinung bestätigen und diesen somit einen höheren Stellenwert zuschreiben. Machen Sie sich dies bei der nächsten Entscheidungsfindung bewusst, wägen Sie Vor- und Nachteile gegeneinander ab und legen Sie sich erst dann auf eine Alternative fest.
Von der Status-quo-Verzerrung ist immer dann die Rede, wenn wir es vorziehen alles beim alten zu lassen, statt etwas zu verändern. Dieses Verhalten lässt sich sogar in Situationen beobachten, in denen die Wechselkosten gering und die Wichtigkeit zu Handeln groß ist. Verhaltensforscher wie Daniel Kahneman führen dies auf die sogenannte Verlustaversion zurück, wonach wir schlechte Resultate nach Veränderungen höher gewichten, als solche, die auf das Beharren bestehender Positionen zurückzuführen sind. Seien Sie deshalb bereit Neues zu wagen, hinterfragen Sie bestehende Herangehensweisen und geben Sie sich mit den Status-quo nicht zufrieden.
Eine weitere Verzerrung, die sich negativ auf unsere Fähigkeit auswirkt richtige Entscheidungen zu treffen, ist die der Selbstüberschätzung. Häufig tendieren wir dazu, unsere eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zu überschätzen. Dies hat zur Folge, dass wir unsere eigenen Entscheidungen grundsätzlich als die richtigen einschätzen und die Anderer abwerten. Dies gilt nicht nur für unerfahrene Projektbeteiligten, sondern gerade auch für Experten, bei denen ein erhöhtes Potential zur Selbstüberschätzung besteht. Fragen Sie sich deshalb, welche Informationen notwendig sind, um fundierte Entscheidungen zu treffen und beziehen Sie Meinungen bzw. Ratschläge Anderer mit in die Entscheidungsfindung ein.
Das Parkinsons Gesetz der Trivialität beschriebt die Erkenntnis, dass sich Projektmitglieder in der Regel überproportional lange mit trivialen Problemen auseinandersetzen, weil die Meisten etwas davon verstehen und sich zu dem Thema äußern können, während die wirklichen wichtigen Themen vernachlässigt werden. Das Ergebnis sind Fehlentscheidungen und Fehlallokationen von Ressourcen. Achten Sie das nächste Mal also darauf, wie viel Zeit Sie für welche Probleme aufwenden und schauen Sie, dass die meiste Energie für die Beantwortung der wirklich wichtigen Fragen aufgewendet wird.
Beruhend auf der Erkenntnis, dass die besten Entscheidungen vor allem dann getroffen werden, wenn wir sowohl auf unsere Gefühle wie auch auf unseren Verstand setzen und der Beachtung der beschriebenen Denkfehler, haben wir vier Tipps zusammengestellt, die Ihnen bei der Entscheidungsfindung weiterhelfen.
Bereits in unserem letzten Artikel sind wir auf die Bedeutung der Identifizierung von Problemen während des Feedbackprozesses eingegangen. Und auch bei der Entscheidungsfindung spielt das Thema eine entscheidende Rolle. „Die meisten Fehler bei der Entscheidungsfindung entstehen dadurch, dass einem nicht wirklich klar ist, was das eigentliche Problem ist“, erklärt der Unternehmer und Autor Mike Kallet. Noch bevor mögliche Lösungsmöglichkeiten identifiziert werden, sollten Sie sich zunächst mit dem Problem auseinandersetzen. Erst wenn dieses klar ist, lassen sich Lösungen erarbeiten und fundierte Entscheidungen treffen.
Es ist ein Irrglaube, dass mehr Informationen automatisch zu besseren Entscheidungen führen. Vielmehr kann uns ein Überangebot an Informationen bei der Entscheidungsfindung schaden. Zum einen Bedarf es Zeit und Aufwand die Informationen zu sammeln. Zum anderen laufen wir dabei Gefahr, die eigentlichen Probleme aus den Augen zu verlieren. Zudem können wir uns gerade bei wichtigen Entscheidungen nicht ausschließlich auf unsere Intuition und Erfahrungen berufen. Achten Sie deshalb darauf, die richtige Menge an Informationen zu sammeln. Eine besondere Verantwortung trifft dabei die Experten, die aufgrund ihres Wissensvorsprungs gewisse Informationen besser verarbeiten können. Der Aufgabe ist es deshalb, Informationen so aufzubereiten, dass die Entscheider, in den meisten Fällen sind das die Bauherren, etwas damit anfangen können und sich von diesen nicht überfordert fühlen.
Bei der Beschreibung des Confirmation Bias sind wir bereits auf den Hang zu Selbstüberschätzung eingegangen. Frank Gehry hat einmal gesagt, dass er es nicht nachvollziehen könne, warum Bauherren Architekten beauftragen und diesen dann vorschreiben, was sie zu tun hätten. Das mag nicht auf jeden Bauherrn und auch auf die Beziehungen der Experten untereinander zutreffen. Seien Sie sich jedoch bewusst, dass andere Perspektiven bei der Entscheidungsfindung nicht schaden, sondern Sie bei dieser vielmehr unterstützen können. Auch wenn Sie sich gegen die Vorschläge Anderer entscheiden, können sich diese trotzdem positiv auf die eigene Meinungsbildung auswirken.
Die Philosophin Ruth Chang beschreibt in einem TED Vortrag, warum wir für schwere Entscheidungen dankbar sein sollten. Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich dabei um Situationen in den es kein Richtig oder Falsch gibt, weil beide Alternativen einen ähnlichen Nutzen aufweisen. Genau solche Entscheidungen erlauben es uns, die „Autorschaft über das eigene Leben zu übernehmen“, so Chang. Bei der Entscheidung sind wir dazu gezwungen uns mit unseren eigenen Werten, Vorlieben und Interessen auseinanderzusetzen und erfinden uns so selbst. Haben Sie deshalb keine Angst falsche Entscheidungen zu treffen, sondern sehen Sie diese vielmehr als Chance.
Eine weitere Voraussetzung für das Treffen richtiger Entscheidungen ist, dass man diese strukturiert angeht. Im Laufe der Zeit hat sich hier ein Prozess entwickelt, der sich in folgende sechs Schritte einteilen lässt:
Das Treffen der richtigen Entscheidungen, entscheidet über den Erfolg des Projektes. Indem Sie erkennen, was uns einer fundierten Entscheidungsfindung hindert, worauf bei der Auswahl verschiedener Alternativen ankommt und einen Prozess entwickeln, der eine strukturierte Herangehensweise ermöglicht, lassen sich Fehlentscheidungen erheblich reduzieren. Scheuen Sie sich jedoch nicht, auch mal daneben zu greifen. Falsche Entscheidungen erlauben es uns, an diesen zu wachsen und uns weiterzuentwickeln.